aktuelle Ausstellung

Christine Braun
Skulpturen

Vernissage:
Montag, 3.September 2007,19 Uhr

Ausstellungsort:
Galerie & Edition Eleonore Wilhelm
HartmannStrasse 45
67063 Ludwigshafen

Finissage:
Dienstag, 02.Oktober 2007,19 Uhr

Öffnungszeiten:
Mo und Di 17 bis 20 Uhr
und nach Vereinbarung unter
Tel.:0621-513494 oder 0172-7440676
e-mail: eleonore.wilhelm@ejw-art.de

Christine Braun

Männerbilder - Spiel mit der Wirklichkeit

Christine Brauns Figurenensembles zeichnen mit chirurgischer Präzision ein Bild von männlichen Verhaltensweisen - selbstverständlich mit einem genüsslichen Augenzwinkern.

Mit detektivischem Gespür beobachtet Christine Braun, nimmt wie ein Sozialisationsforscher die leisesten Zwischentöne und Färbungen männlichen Verhaltens und Interaktionen wahr, um sie in comic-artigen Plastiken zum Ausdruck zu bringen.

Die selbst gestellten Fragen nach dem warum, geben einem beinahe meditativen Schöpfungsprozess Anlass, sich auf den Weg zu machen, um eine Figur, im Material und beim Schaffen, zu finden.

Interessanter Weise ist auch das Material in Bezug zur Beobachtung gesetzt. Nicht, dass alle Papiertiger sind, aber die optisch schweren Figuren sind bei näherem Betrachten aus leichter Papiermasse erstellt und suggerieren dem Betrachter nur eine scheinbare Ge-“Wichtigkeit“.

Auffallend ist, dass Christine Brauns Plastiken Gruppenarrangements darstellen, aber das gezeigte Individuum isoliert ist und nicht mit seinen Gruppenmitgliedern interagiert.

Vielmehr agiert die Gesamtgruppe mit dem Betrachter, was in dieser Intensität zuweilen befremdet oder bedrohlich wirken kann oder zumindest eine Verunsicherung nach sich ziehen kann - sowie auch hemmungslos vergnügliches Lachen, ganz wie der Betrachter den von Christine Braun gewählten Arbeitstitel für sich interpretiert und mit selbst getroffenen Erfahrungen in Beziehung setzt.

Christine Braun scheint mit ihrer künstlerischen Wahl der Darstellung und der Entscheidung die direkte Konfrontation mit dem Betrachter suchen, eine Essenz männlichen Verhaltenskodeces zu entschlüsseln, die die oben genannten Reaktionen auslösen können.

Dabei geht es der Künstlerin weniger um die emanzipatorische Sicht der Männergesellschaft als solche, als vielmehr um einen individuellen Verstehensprozess von geschlechtsspezifischen Verhalten, das mit der Verarbeitung im Werk eine Übersetzung erfährt.

Christine Brauns Plastiken haben eine klare Formensprache, die sich willentlich von klassischen Parametern der männlichen Darstellung der Kunstgeschichte distanziert. Christine Braun wählt zwar die Büste oder das Standbild, als Darstellungsform, doch sie zeigt damit nicht das Ideal. Ihre Figuren sind zwar allesamt Akte, doch ihre Darstellung kleiderloser nackter, älterer Männer zeigen keine erotischen Bezüge, wenngleich die Sexualität als Interpretationsebene angeboten wird.

Status, Macht und Selbstbild sind Stichworte, die einen Zugang zur Bildsprache Christine Brauns Werken ermöglichen - Augenzwinkern, nicht eingestandene Hilflosigkeit und Komik allerdings auch.

Christine Braun verarbeitet ihre individuellen Erfahrungen und Beobachtungen und hinterlässt dem Betrachter eine Interpretationsmatrix anhand der er mittels Motiv und Titel einen eigenen Zugang findet, den die Künstlerin ganz bewusst nicht beeinflussen möchte.

Uwe Becker