Von
der Künstlerin Bussi Buhs/München kann gesagt werden,
dass sie seit ihren jungen Jahren der Faszination der Materie Kunststoff
erlegen ist. Sie ist geborene Mannheimerin und im Dunstkreis der
BASF aufgewachsen. Seit 1961 versucht sie bis heute mit seltener
Konsequenz die ihrer Meinung nach noch keineswegs ausgeloteten gestalterischen
Möglichkeiten dieser synthetischen Werkstoffgruppe ästhetisch
zu erforschen. Innerhalb dieser Bemühungen stellt das Spindelprojekt,
dessen vorläufiges Ergebnis hier unter dem Titel LICHTFALLEN
präsentiert wird, einen besonders stringenten, geschlossenen
Werkkomplex dar, da ihm eine einheitliche Form zugrunde liegt, die
zum Träger unendlicher
Metamorphosen gemacht wird.
Die Spindel als formale Basis der Variation und Vehikel der Erkenntnis
ergab sich aus der Naturbeobachtung: spindelförmige Entitäten
kommen sowohl im Erdreich, in der Luft als auch im Wasser vor. Ausgelöst
wurde dadurch der Gedanke, dass diese elementare Gegebenheit geeignet
sein könnte in vereinheitlichender Weise die Gesamtheit der
natürlichen und künstlichen Lebenserscheinungen und -prozesse
darzustellen und gleichzeitig ein künstlerisches Alphabet zu
kreieren. ( Siehe Konzeptbeschreibung)
Begonnen
wurde das Endloswerk 1978.
Die
SPINDELN haben alle die gleiche Grundform (Höhe 27 cm, Durchmesser
8 cm) und sind aus demselben Negativ gegossen. Als Material wurde
(mit einigen Ausnahmen) Polyesterharz gewählt, da es leicht
verschieden transparent, opak und undurchsichtig einzufärben
ist und unter normalen Bedingungen verarbeitet werden kann. Und
vor allem weil es noch unausgelotet Variationen hergibt und die
Mimikry von allem Existierenden und jeden Stoff anzunehmen vermag.
Die
technischen Schwierigkeiten bestehen in der jeweiligen Objekt und
seiner Dimension angemessenen Steuerung von exothermen Polymerisationsvorgängen.
Der Vermeidung von Rissen, Luftblasen und Ablösungserscheinungen
der Innenteile, die als silbrige Verspiegelungen wahrgenommen werden.
Eine Folge des nicht steuerbaren naturgegebenen Schrumpfprozesses
bei dem chemischen Prozess der Polymerisation. Alle diese Zufälle
können durch viel Erfahrung ausgetrixt oder auch benutzt werden.
Die
Spindeln werden erst nach dem Feilen, dem Schleifen und Polieren
- in ca. 18 Arbeitsgängen - durchsichtig. Da in Handarbeit
hergestellt differieren die Ergebnisse. Um die einzelnen Variationen
und besonders ihr Innenleben voll-sinnlich zu erleben und zu genießen,
müssen die Spindeln unbedingt in die Hand genommen werden.
Jan.2012/EJW
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